Ein Waggon der Reichsbahn steht im Eingangsbereich zur KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora

Sachsen-Anhalt Haseloff gegen Pflichtbesuche für Schüler in KZ-Gedenkstätten

Stand: 09.05.2024 18:24 Uhr

Eine intensive Auseinandersetzung mit dem Holocaust: ja. Ein Pflichtbesuch in einer Gedenkstätte eines ehemaligen Konzentrationslagers: nein. Das hat Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff anlässlich des Jahrestages des Kriegsendes gefordert.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

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Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sieht eine moralische Verpflichtung für Schulen, KZ-Gedenkstätten zu besuchen. Das sagte er anlässlich des Tages der Befreiung am Mittwoch in Lutherstadt Eisleben (Landkreis Mansfeld-Südharz).

Allerdings habe man sich aus bestimmten Gründen gegen eine Empfehlung zum KZ-Besuch nach sächsischem Vorbild entschieden. Man wolle den Schulen selber überlassen, in welcher Form dieser Unterricht gestaltet werde. Das könne beispielsweise im Deutschunterricht sein, aber auch in Sozialkunde oder Geschichte.

Darüber hinaus habe man eine Partnerregion in Polen, in Masowien. In der Woiwodschaft um Polens Hauptstadt Warschau befindet sich das ehemalige deutsche Konzentrationslager Treblinka. Dorthin würden regelmäßig Schülergruppen aus Sachsen-Anhalt reisen. Von allen 16 Bundesländern kämen die meisten Besucher aus Sachsen-Anhalt.

Das Vernichtungslager Treblinka

In dem Konzentrationslage Treblinka wurden ab 1942 mindestens 740.000 Jüdinnen und Juden und 2.000 Sinti und Roma ermordet – zeitweise über 10.000 Menschen am Tag. Im Gegensatz zu Konzentrationslagern wie Auschwitz gab es in Treblinka keine Tätowierungen, keine Unterbringungen oder harte Arbeit. Die meisten deportierten Menschen sind bereits kurz nach ihrer Ankunft in den Gaskammern gestorben. Treblinka war eines von insgesamt drei nationalsozialistischen Vernichtungslagern, die im Rahmen der "Aktion Reinhard" errichtet wurden.

Neue Gelder für Projekte geplant

Haseloff zufolge sollen nun bei der Bundes- und der Landeszentrale für politische Bildung weitere Gelder für Projekte beantragt werden. "Es bleibt dabei, jedes Kind, jeder Schüler, jede Schülerin muss einmal im Leben sich sehr intensiv mit diesem ganzen Thema auseinandergesetzt haben und vor allem sich prägen lassen, was die geschichtliche Verantwortung anbelangt."

MDR (Attila Dabrowski, Mario Köhne, Cynthia Seidel)